Der Gesandte Gottes in Medina

Mit offenen Armen war der hl. Prophet (s.a.s.) von der Bevölkerung Medinas aufgenommen worden. Medina sollte der erste islamisch verwaltete Stadtstaat in der Geschichte werden. Sogleich fingen die Muslime an, in ihrer neuen Heimat eine Moschee zu bauen und dann ein einfaches Wohnhaus für den Propheten und seine Familie. Der hl Prophet (s.a.s.) forderte jeden Muslim Medinas, Die auch “Ansaris” genannt wurden, auf, sich mit einem Eingewanderten Muslim aus Mekka, den “Muhagirin” zu verbrüdern. Dadurch hatte er erreicht, daß die Muslime sich gegenseitig unterstützten, und ihre Einheit sehr stark wurde.Bilal, der erste MuezzinEs war Bilal, der ehemalige schwarze Sklave aus Abessinien, den der Prophet für diese ehrenvolle Aufgabe erwählte. Bilal konnte aufgrund seiner Herkunft manche arabische Laute nicht besonders gut aussprechen. Z. B. sagte er “Ashadu allah illaha illallah statt Aschhadu allah illaha illallah, was manche Araber bemängelten.Der Prophet beharrte jedoch auf seinem Beschluss und versicherte, dass Bilals “Adhan” sogar die Bewohner des Himmels beglückte. Er wollte damit zeigen, dass es nicht auf Äußerlichkeiten wie Herkunft, Aussehen, Alter, Geschlecht und Sprache ankam, sondern darauf, dass man ein reines Herz habe, aufrichtig sei und Ehrfurcht vor Allah empfinde. All diese Eigenschaften konnte Bilal aufweisen, und so wurde er zum ersten Muezzin.Das Leben in MedinaGleich zu Beginn ging der Gesandte Gottes (s.a.s.) daran, einen Stadtstaat in Medina zu errichten. Er rief alle Bewohner des Ortes, die Einwanderer aus Mekka, bekehrte Muslime aus Medina, Juden und Araber, die noch nicht den Islam angenommen hatten, zusammen und verkündete eine staatliche Verfassung. Dies war die erste auf göttlicher Offenbarung begründete geschriebene Verfassung eines Staates in der Weltgeschichte. Sie enthielt Einzelheiten über die Rechte und Pflichten sowohl des Herrschers als auch der Staatsbürger.Die Muslime aus Mekka konnten endlich in Ruhe und Freiheit leben. Ihr Leben lief bald wieder in den gewohnten Bahnen. Einige trieben Handel und andere arbeiteten als Bauern. Wieder andere, die nicht genug verdienten, um sich und ihre Familien ernähren zu können, wurden aus dem allgemeinen Besitz der Muslime unterstützt.Der Islam begann zu erblühen. Sein Licht leuchtete über die Grenzen Medinas hinweg ins Land hinein. Der erste große Segen, der sich mit dem Einzug des Propheten in diese Stadt abzeichnete war, dass sich zwei große Stämme, die jahrelang in Streit und Fehde miteinander gelegen hatten, versöhnten und zu Ruhe und Frieden untereinander fanden. Die Gläubigen Medinas scharten sich um den Propheten. Nach und nach wandten sich auch die Beduinenstämme der Umgebung Medinas dem Islam zu. Die himmlischen Offenbarungen, die der hl. Prophet nach und nach empfing, fanden gleich in der Gesellschaft Anwendung. Mit jedem neuen Tag wurden weitere schlechte Gewohnheiten abgeschafft, und statt dessen wurden Taqwat und Gerechtigkeit zur Entfaltung gebracht. In seinen Predigten rief Muhammad (s.a.s.) die Menschen immer zur Brüderlichkeit auf. Er selbst führte ein ganz einfaches Leben und war in allen Dingen ein Vorbild für die anderen. Viele Menschen waren von seiner Persönlichkeit so beeindruckt, dass sie den Islam annahmen.Die meisten Muslime Mekkas waren inzwischen ebenfalls nach Medina geflohen, wo sie von ihren Glaubensgeschwistern freundschaftlich aufgenommen wurden.In den Vororten Medinas als auch in Chaibar und Fadak lebten viele jüdische Sippen, deren Gelehrte der arabischen Bevölkerung Medinas schon lange zuvor den islamischen Propheten angekündigt hatten. Als sie jedoch nun von Hz. Muhammad (s. a. s.) zum Islam eingeladen wurden, lehnten sie ab. Sie witterten außerdem Gefahr, für ihre vorherrschende Stellung in der Wirtschaft Medinas. Sie unterwanderten die Muslime und versuchten ihre Einheit zu zerstören. Daher schloss der Prophet mit ihnen verschieden Nichtangriffspakte.Die neue GebetsrichtungDer Gesandte Gottes hatte 13 Jahre in Mekka und 7 Monate in Medina in Richtung Jerusalem gebetet, bis eines Tages der Engel Gabriel dem Propheten offenbarte, dass die Muslime ab diesem Zeitpunkt in Richtung Kaaba beten sollten: “So wende dein Antlitz gegen die heilige Moschee, und wo immer ihr seid, wendet euer Antlitz gegen sie.” (Sure 2, 145)Die Juden protestierten, denn schließlich war Jerusalem auch ihre Gebetsrichtung, und nun wendeten sich die Muslime von dieser Gebetsrichtung ab. Es war eine Prüfung Allahs, um zu erkennen, wer dem Propheten folgen würde und wer nicht, also um Freund und Feind ausfindig zu machen.Die Hochzeit der Tochter des ProphetenAcht Jahre war Hz. Fatimah (s. a.), als sie mit ihrem Vater nach Medina kam. Dieser hatte inzwischen als Gesandter Gottes hohes Ansehen in der Gesellschaft gewonnen und sein Einfluss und seine Macht nahmen ständig zu. Dies war mit ein Grund dafür, dass Hz. Fatimah die Aufmerksamkeit der Großen der Qureisch auf sich zog. Allah (t. a.) jedoch hatte beschlossen, dass Fatimah Ali, den Cousin und Ziehsohn des Propheten, heiraten sollte. Als Fatimah neun Jahre alt war, fand die Eheschließung statt. Diese Hochzeit war die bedeutendste und beispielhafteste der islamischen Geschichte.Der Vater der Braut war der Gesandte Gottes, die höchste und angesehenste Persönlichkeit der islamischen Welt. Die Braut selber war die vollkommenste aller Frauen im Islam, die zu den vier ganz großen und edlen Frauen der Menschheit gehört. Der Bräutigam war den Großen seiner Gesellschaft hinsichtlich Wissen, Bildung, Tapferkeit und Gesinnung weit überlegen. Er war der offizielle Vertreter, Vertraute und Berater des Gesandten Gottes. Er war der Held der islamischen Welt und oberster Befehlshaber der muslimischen Armee. Schließlich wurden Fatima und Ali die Stammeltern der nachfolgenden (elf) Imame.Man könnte meinen, dass die Hochzeit des Brautpaares mit Prunk und Pracht hätte vollzogen werden müssen. Im Gegenteil, sie war beispielhaft in Einfachheit und Bescheidenheit. Morgengabe (Mechrieh), Hausstand und das Hochzeitsessen waren äußerst einfach gehalten und somit vorbildlich für alle anderen Muslime. Der Prophet wollte damit seinen Anhängern zeigen, dass sie sich aus einem solchen Anlass nicht verschulden, sondern die Feierlichkeiten in einem erschwinglichen Rahmen halten sollen