Die erste islamische Familie

Die erste islamische Familie, die gegründet wurde, war die Muhammads (s.a.s.) und Chadidschas. Ihr Haus, ihre Familie, stellte das erste “Islamische Zentrum” dar. Sie waren zunächst nicht mehr als 3 Personen: Muhammad, Chadidscha und Ali (a.s.). Als der Prophet 28 Jahre alt war, wurde Ali als Sohn von Abu Talib geboren. Von der wundersamen Geburt Alis und der engen Beziehung Muhammads bereits zum Neugeborenen haben wir schon früher gehört. Und so verwundert es auch nicht, daß Muhammad seinen Onkel bat, den kleinen Ali, der damals gerade 5 Jahre alt war, in seine Familie aufnehmen zu dürfen. Muhammad wußte, saß sein Onkel kein reicher Mann war. Auch aus Dankbarkeit für die viele Liebe, die sein Onkel ihm gegeben hatte, wollte Muhammad seinen Onkel nun unterstützen. Ali zog also zu Muhammad und Chadidscha und wuchs unter ihrer Obhut zu einem Menschen mit bestem Charakter heran.Dieses Haus, diese Familie, war das Zentrum, der Ausgangspunkt der weltweiten islamischen Bewegung. Eine schwere Verantwortung und Verpflichtung lastete auf ihnen. Sie mußten gegen Gottlosigkeit und Götzentum zu Felde ziehen, hatten also das Ein- Gott – Bekenntnis (Tauhid) in alle Welt hinaus zu tragen. Sie waren seinerzeit die einzige islamische Familie und Gemeinschaft auf dem gesamten Erdenrund. Weitere Muslime gab es noch nicht. Doch sie, die kühnen, fest überzeugten und engagieren Vertreter des ersten Stützpunktes des Islam, waren entschlossen, die Herzen der Menschen zu erobern und sie für den Islam – d.h. für Gott – zu gewinnen. Jene kleine, aber aktive und zuversichtliche Glaubensgemeinschaft war bereit und gerüstet. An ihrer Spitze stand Muhammad ( s.a.s.), über dessen Gesinnung Gott im 4. Vers der Sure 68 Qalam spricht:“Deine Gesinnung, Muhammad, ist hoch und edel!”Muhammad war stets gütig gegenüber den Mitgliedern seiner Familie. Seine Ehefrau verehrte er so sehr, daß sein liebevolles Verhältnis zu ihr besonders stark von den damaligen Gepflogenheiten der vorislamischen Beduinengesellschaft abwich. Selbst die Freundinnen Chadidschas würdigte er um ihretwillen. Wenn er z. B. ein Geschenk bekam, ließ er es des öfteren zum Haus einer Freundin Chadidschas bringen. Immer wieder betonte Muhammad auch gegenüber anderen Männern, daß sie sich gegenüber ihren Ehefrauen auf die beste Art und Weise verhalten sollten. Er wußte natürlich, daß alle Menschen gute und schlechte Seiten haben. Sein Erziehungskonzept aber zielte darauf ab, das Gute im Menschen zu stärken und nicht einem anderen Menschen, geschweige seinem Lebenspartner, dessen schlechte Eigenschaften vorzuhalten.Chadidscha stellte ihrem Mann ihr ganzes Vermögen zur Verfügung, und Muhammad kümmerte sich fortan um Chadidschas vielseitige Handelsgeschäfte. Aber sein Herz war nicht bei dem vielen Geld, über das er nun verfügte. Er half statt dessen den Armen, bezahlte ihre Schuldenundkaufte viele Sklavinnen und Sklaven frei. Die Sklavinnen im eigenen Haushalt ließ er frei und half selbst seiner Frau bei der Hausarbeit, denn er wollte nicht bedient werden. Die Führung im Hause oblag Chadidscha. Sie war die “Hausherrin”, glaubte an die heiligen Ziele und Vorhaben Muhammads und unterstütze ihn ohne Mühe und Opfer zu scheuen.Muhammad und Chadidscha lebten ein überaus harmonisches und glückliches Familienleben. Sie wünschten sich Kinder, damit ihre Mission, das Ein- Gott- Bekenntnis zu stärken und den Menschen zu helfen, weiterbestehen und sich vermehren 3ürde. Chadidscha gab alles und sich selbst für dieses Bestreben hin. Bedingungslos fügte sie sich den Wünschen Muhammads, die voll und ganz dem Worte Gottes entsprachen. Der Prophet wußte, um seine hohen Ziele zu erreichen, mußte er standhafte und ehrenwerte Nachfolger bekommen.Leider waren aber die Söhne Qasim und Abdullah schon als kleine Kinder gestorben, was für die Familie eine schwere Prüfung bedeutete. Muhammad war zu seinen Kindern besonders herzlich und gefühlvoll. Im Gegensatz zu den Gepflogenheiten der damaligen Gesellschaft spielte er mit ihnen, nahm sie auf seine Schultern und küßte sie. Als er einmal seinen Enkelsohn Mugtaba im Beisein eines reichen Mekkaners auf das Gesicht küßte, war dieser erstaunt und sagte, daß er seine beiden Söhne noch kein einziges Mal geküßt hätte. Daraufhin erwiderte der Prophet, ohne ihn dabei zu verletzen: “Bedenke, wer keine Güte zeigt, dem wird auch keine Güte erwiesen.” Muhammad achtete und grüßte Kinder, noch bevor sie ihn grüßten. Er sagte: ” Ehrt und respektiert die Kinder und seid freundlich zu ihnen! Denn jemand, der unfreundlich zu Kindern ist, ist kein Muslim!”In gleichem Maße, wie die Eltern Muhammad und Chadidscha über den Tod ihrer Söhne trauerten, waren diejeinigen Mekkaner, die sich von der Familie Muhammads provoziert fühlten, erfreut darüber, da sie annahmen, mit dem Tod der Prophetensöhne würde das Haus Muhammads erlöschen. Sie bezeichneten ihn in ihrer Schadenfreude als “abtar”, d.h. als “nachkommenslos”, was den Propheten und seine Frau zutiefst verletzte.Muhammad wurde durch sein vorbildliches Verhalten bald in Mekka bekannt. Alle in Mekka ansässigen Stämme respektierten ihn wegen seiner Aufrichtigkeit und Wahrhaftigkeit. Viele Menschen verehrten ihn, vor allem Arme, Alte und Waisenkinder. Viele Reiche und Mächtige fühlten sich jedoch von ihm bedroht und provoziert, und sie wurden später zu seinen Gegnern und Feinden. Selbst Chadidscha mußte ertragen, daß sich ihre Freundinnen und Bekannten immer mehr von ihr abwandten und den Kontakt mit ihr gänzlich abbrachen. Jedoch stand Chadidscha ihrem Mann voll und ganz zur Seite. War er in Bedrängnis und Schwierigkeiten, so sprach sie ihm mit tröstenden Worten gut zu und gab ihm Hoffnung, daß er sein hohes göttliches Ziel gewiß erreichen werde. Und kam er, verspottet, verlacht, belästigt und gequält nach Hause, so umgab sie ihn mit ihrer Liebe und Fürsorge. Sie gab ihm Kraft und Energie. Auch in Krisensituationen und selbst bei den schwersten Problemen, denen er sich bisweilen gegenüber sah, beriet er sich mit ihr.Muhammad, der Zuverlässige10 Jahre nach der Heirat Hz. Muhammads (s.a.s.) mit Hz. Chadidschaa wurdeMekka von einemstarken Unwetter heimgesucht, und die Kaaba wurde dabei zerstört. Die verschiedenen Stämme der Kureisch beschlossen, die Kaaba gemeinsam wieder aufzubauen. Aber gegen Ende des Wiederaufbaus kam es zu Streitigkeiten , ja fast zur kriegerischen Auseinandersetzung zwischen ihnen, weil jeder Stamm für sich die Ehre haben wollte, den schwarzen Stein “Hagar al aswad”, ein Meteorit, an seinen Platz zu setzen. Da machte ein kluger Mann unter ihnen den Vorschlag, einen Schiedsrichter zu wählen. Und derjenige sollte Schiedsrichter sein, der als erster durch das Tor der “Masdched al Haram” kam (so heißt das Gotteshaus, in deren Innenhof die Kaaba liegt).Als erster trat ein junger Mann ein, und alle waren froh und einverstanden mit ihm, denn es war Muhammad (s.a.s.). Dieser breitete nun seinen Aba auf dem Boden aus und legte den Stein in seine Mitte. Dann forderte er die Ältesten jedes Stammes auf, das Tuch zu fassen und den Stein an seine Stelle zu bringen. Muhammad selbst setzte den wieder an jenen Platz, wo er heute noch gesehen werden kann.Zu jener Zeit war Hz. Muhammad (s.a.s.) 35 Jahre alt und noch nicht zum Propheten ernannt worden. Er war jedoch wegen seiner außergewöhnlichen Gewissenhaftigkeit und Zuverlässigkeit bekannt, so daß man ihn “Muhammad, den Zuverlässigen” (“Muhammad al Amin”) nannte. (s. auch Kap. “Muh. als Hirte”). Die Leute gaben ihm wertvolle Gegenstände zur Aufbewahrung, und wenn sie es wünschten, gab er sie heil und unversehrt an ihre Besitzer zurück. Wenn jemand Probleme hatte, so ging er zu Muhammad und fragte ihn um Rat. Oder gab es Streitigkeiten zwischen zwei Parteien, so wurde Muhammad hinzugezogen, um den Schiedsspruch zu sprechen.